Persönlichkeits-Diebstahl

Ein Erlebnisbericht

Alles begann damit, daß mein gutmütiger Nachbar ein an mich adressiertes Paket annahm.
Das Paket mit meiner Adresse kam vom Online-Versender "Zalando", aber PS hatte gar nichts bei denen bestellt. Allerdings war auch die Anschrift nicht ganz korrekt - es sollte an eine "Frau" Salomon gehen, die aber schon seit vielen Jahren hier nicht mehr wohnt.
Also das Paket ungeöffnet wieder auf die Post gebracht und als "Annahme verweigert" zurück an Zalando geschickt. Sicherheitshalber hatte PS bei der Paketabgabe noch ein paar Bilder von den Paketaufklebern gemacht ... man weiß ja nie ...
Eine Mitteilung per eMail an Zalando zu schicken, erwies sich als schwierig, weil so etwas prinzipiell nicht vorgesehen ist und die Standard-FAQ nicht wirklich als hilfreich angesehen werden kann. PS hatte es dann über die eMail-Adresse versucht, die im Impressum angegeben ist. Eine Antwort war auch gar nicht erwartet worden, dafür kam wenig später das erste Mahnschreiben, gleich mit der Drohung den Vorgang einem Inkasso-Unternehmen zu übergeben. Also wieder hingesetzt und eine Schreiben verfasst, diesmal allerdings mit dem Hinweis auf eine Strafanzeige bei der Berliner Polizei wegen des Verdachts des Betruges im Online-Handel. Glücklicherweise hat Zalando seinen Firmensitz in Berlin, so daß das Schreiben persönlich zugestellt werden konnte.
Kurze Zeit später kam tatsächlich ein Schreiben von einem von Zalando beauftragten Inkasso-Unternehmen. Und wieder versuchte PS mit einem diesbezüglichen Schreiben die Forderung abzuwehren. Gleichzeitig reichte PS nun tatsächlich eine Anzeige bei der Berliner Polizei ein, weil sich zwischzeitlich weitere Vorfälle ereigneten.
Ein weiterer Online-Versender versuchte die gleiche Masche, aber der Gipfel der Frechheit war dann eine Anzeige der Berliner S-Bahn, nachdem PS angeblich in Königs Wusterhausen beim Schwarzfahren erwischt worden sei und das "erhöhte Beförderungsentgelt" von 60.- Euro nicht gezahlt habe. Diese völlig ungerechtfertigte Beschuldigung konnte PS jedoch sofort beim Service-Point der Berliner S-Bahn am Ostbahnhof beseitigen. Zunächst hatte PS dort seine Senioren-Dauerkarte vorgelegt, mit der man überall im Berliner Stadt- und Randgebiet fahren kann und dann stellte sich heraus, dass der betreffende Fahrgast, dessen "Reisepass" mit Wohnanschrift von PS gescannt wurde, ganz anders aussah als PS. Damit war zwar die Unschuld von PS bewiesen, aber was sollte aus dem offensichtlichen Betrug mit gefälschten Peronaldokumenten werden? - Man erklärte PS, dass in diesem Fall die Bundespolizei zuständig sei und diese gleich nebenan im Ostbahnhof residiert.
Das Anliegen dort vortragend erklärte der Beamte, daß ihnen sowas durchaus bekannt sei, aber seitens der Bundespolizei nur wenig unternommen werden könne. Mit dem Spruch "Hier in Berlin herrscht Sodom und Gomorra" wurde PS wieder weggeschickt.
Nachdem die Berliner Polizei eingeschaltet wurde - auch den Inkasso-Unternehmen war davon informiert - kam eine Mitteilung, dass die Forderungen gegen PS aufgehoben sind - ohne weitere Erklärungen oder gar einer Entschuldigung!
Kurze Zeit später kam dann auch noch von der Berliner Staatsanwaltschaft eine Mitteilung, dass das Verfahren wegen Persönlichkeits-Diebstahl und Verdacht des Betruges im Online-Handel eingestellt wurde, weil der/die Täter nicht zu ermitteln gewesen sind.

Als Fazit stellt sich PS der ganze Vorgang so dar:
Da gibt es offensichtlich kriminelle Banden, die mit professionellen Mitteln Personaldokumente fälschen können und diese womöglich an illegale Einwanderer ohne festen Wohnsitz verkaufen. Damit und der existierenden Adresse kann dann die betreffende Person Online-Bestellungen vornehmen, die nach einem ersten Test der Rechnungsadresse vermutlich dann die Bestellungen auf eine andere Lieferadresse umleiten. Am einfachsten ist jedoch die "kostenlose" Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel mit einem gut gefälschten Personaldokument. Den Ärger und möglicherweise den Schaden hat dann immer der, der wirklich an der betreffenden Adresse wohnt und gemeldet ist ...


Copyright © 2023 by Peter Salomon. Letzte Änderung am 25.04.2024