Arbeiten und Leben nach 1990

Vorgeschichte
Berufliche Konsequenzen
Persönliche Konsequenzen
Neuorientierung
Neue Kontakte
Umschulung
Praktikum
Ingenieurbüro Gleditzsch
Ingenieurbüro Fürstenau und Partner
Teamplan
Solarstocc
CentroSolar
Inventux
NATUR e Solar AG
Abspann der Berufstätigkeit

Vorgeschichte
Als am 9. November 1989 die Berliner Mauer für alle geöffnet wurde, war dieses Ereignis für PS keinesfalls nur mit Freude verbunden. Als "gelerntem" DDR-Bürger lagen die Konsequenzen doch sofort auf der Hand. Sollten sich jetzt die Zustände wie vor 1961 wiederholen? - Das war eigentlich undenkbar, aber andererseits erwartete man auch jeden Tag, daß die Staatsmacht dem Treiben nun ein Ende setzt, daß die "Kampfgruppen der Arbeiterklasse" aus den volkseigenen Betrieben und staatlichen Einrichtungen, die eigens dafür geschaffen wurden, aufmarschieren um die "Errungenschaften des Sozialismus" zu schützen. Aber nichts dergleichen geschah! - Man ließ dem Geschehen seinen Lauf ...

Da erheben sich natürlich einige Fragen:
Wer war zu diesem Zeitpunkt eigentlich wirklich "an der Macht"? -
Wieso kam es durch die Aussage von Schabowski auf der berühmten Pressekonferenz zu solch einem Mißverständnis, oder war das Ganze gar von langer Hand vorbereitet und somit inszeniert?
Einen Hinweis könnte vielleicht eine szenische Dokumentation geben, die mal kurzzeitig viele Jahre nach der so genannten "Wende" im Fernsehen gelaufen ist:
"Öl - oder die Wahrheit über den Untergang der DDR". Dieses Video ist in der Mediathek des Industriesalon Berlin-Schöneweide vorhanden -> (LfdNr 163).

Berufliche Konsequenzen
Die Konsequenzen im Berufsleben zeichneten sich für PS recht bald schon im Frühjahr 1990 ab. Während die jüngeren Kollegen sich sofort nach Grenzöffnung auf dem Arbeitsmarkt in Westberlin umsahen, war das für PS keine Option, weil er einerseits durch die seit 1988 möglichen Westbesuche verwandtschaftlicher Art ein wenig die westdeutschen Verhältnisse aus persönlicher Sicht kennengelernt hatte und andererseits ihm bei einigen Vorstellungs-Versuchen in Westberliner Elektronik-Firmen klargemacht wurde, daß dort nur jung-dynamische Typen im Alter von höchstens 25 Jahren, aber mit 10-jähriger Berufserfahrung (!) gesucht wurden.

Die Hoffung war zunächst bei der letzten DDR-Arbeitsstelle bleiben zu können, weil dort gerade neue Wege zur "Einführung der Mikroelektronik in der Landwirtschaft" gegangen wurden -> Einkartenrechner. Das wunderschöne neue Gebäude mit dem neu eingerichteten Elektroniklabor und den Werkstätten hätte eine ausreichende Grundlage für das weitere Arbeiten dort gegeben. Jedoch brach die im Sommer 1990 eingeführte Wirtschafts- und Währungsreform, wie auch vielen anderen VEBs - dem Ingenieurbetrieb das Genick, d.h. der Betrieb wurde sofort "abgewickelt", weil man ab sofort alles kaufen und daher nichts mehr zu entwickeln brauchte. PS wurde arbeitslos - ein Zustand, den ein DDR-Bürger gar nicht kannte.

Persönliche Konsequenzen
Vor allem hat es auch persönliche Konsequenzen gegeben, die aber an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden sollen. Dazu wird auf das Buch -> Ein ganzes Leben lang von PS verwiesen.

Neuorientierung
Durch die allgemeine Aufhebung der Preisbindung und Einführung der DM als alleiniges Zahlungsmittel verteuerten sich zunehmend insbesondere Energielieferungen in jeder Form. Als Konsequenz daraus musste sich jeder, ob nun Privathaushalt oder die in Privateigentum überführten, ehemaligen VEBs, wenn sie dann noch überlebt hatten - sich mit Einspar-Möglichkeiten befassen. Das wiederum brachte PS auf die Idee sich mit elektronischer Regeltechnik für Gebäude zu befassen und dazu einen Kontakt mit einer entsprechenden Firma aus Westdeutschland aufzunehmen. Das war die "HCS-Regeltechnik GmbH" in Erzhausen, einer Kleinstadt in der Nähe von Darmstadt. Das erste Treffen fand im "Palasthotel" in der Nähe vom Berliner Alexanderplatz statt. Der Geschäftsfüher von HCS, Herr Helmut Kurz stellte in freundlich-jovialer Weise seine Firma vor und machte PS Mut für die persönliche Gestaltung der Zukunft. Es folgte eine Einladung für eine mehrtägige, (für PS) kostenlose Produktschulung am Firmenstandort mit Hotelunterkunft und Verpflegung. Erwartet wurde dafür der Vertrieb von Produkten der Firma, in diesem Fall von hochmoderner DDC-Regeltechnik (DDC = Direct Digital Control). Wie man aber den Vertrieb eines solchen Produkts praktisch durchführen sollte, wurde dort nicht vermittelt und ein DDR-Bürger hatte von solchen Dingen in der Regel keine Ahnung - auch PS nicht. Trotzdem wurde es versucht, zuerst sozusagen als "Trockentest" an dem Gebäude-Ensemble des Neu- und Altbaus vom ehemaligen IBG. Der Gebäudeverwalter war für die Sache eigentlich sehr aufgeschlossen, konnte aber nichts entscheiden, weil die Privatisierung der Liegenschaft sich noch in die Länge zog. Außerdem wollte man die alte Kohleheizung sowieso gegen eine moderne Öl-Heizung austauschen und in diesem Zusammenhang sollten dann auch moderne Regelsysteme mit eingebaut werden. Daß letzteres dann aus Kostengründen nicht erfolgte und die Gesamtheizkosten entsprechend der Gesetzeslage nach Quadratmetern vermietete Fläche einfach umgelegt wurden, erfuhr PS erst viel später.

Neue Kontakte
Im Jahre 1991 - PS war schon fast ein Jahr arbeitslos - wurde an vielen größeren Objekten versucht die moderne DDC-Regeltechnik zum Einsatz zu bringen, damit die in Zukunft immer teurer werdenden Energiekosten mimimiert werden sollten. Die verschiedensten Branchen wurden bearbeitet - in der Regel schon privatisierte Firmen, wie z.B. Gewächshausanlagen, Spirituosenhersteller und Krankenhäuser. Der Spirituosenhersteller residierte in einem größeren Objekt mit vielen Gebäudeteilen und das wäre ein größerer Auftrag geworden, wenn denn HCS rechtzeitig ein Kostenangebot gemacht hätte. Das blieb aber aus und somit hatte man sich dann dort anders orientiert.
Anders war es mit dem Krankenhaus Herzberge in Berlin-Lichtenberg. Dort kam PS gerade hin, als es wieder einmal eine Havarie im Heizhaus gab, welches den ganzen Krankenhauskomplex mit Fernwärme und Warmwasser aus dem Heizkraftwerk Lichtenberg versorgte. Nachdem PS dem dort sitzenden Krisenstab erläuterte, mit welcher Technik da sicherlich geholfen werden könne, sagte der Technische Leiter: "Da kommen Sie gerade recht!" Und so hatte PS einen Auftrag in 6-stelliger Größenordnung in Aussicht. Das Kriterium war allerdings, daß nicht nur die Regeltechnik-Komponenten geliefert werden sollten, sondern der ganze Anlagenumbau realisiert werden mußte. Die Frage stand nun:
Mit wem und vor allem wie sollte das realisiert werden? -
Einen Ausweg sah PS in der zwischenzeitlich, d.h. bereits 1990/91 erfolgten Ausgründung der PRODACON GmbH aus dem ehemaligen VEB Applikationszentrum Berlin ->
PRODACON Kap. 18. Da dorthin immer noch gute Verbindungen gepflegt wurden, gelang es ihm dort wieder einzusteigen, zunächst als unbezahlter "Freier Mitarbeiter" mit dem 100TDM-Auftrag und dann ab 1992 als richtiger Mitarbeiter zuständig für den Vertrieb. Die PRODACON GmbH hätte mit dem neuen Geschäftsfeld "Regeltechnik für Gebäude" durchaus eine gutgehende Perspektive gehabt, aber wie im Kap. 18 o.g. Links nachgelesen werden kann, bereiteten üble Machenschaften 1992/93 der PRODACON GmbH und auch dem Nachfolge-Unternehmen, der CADRING GmbH ein jähes Ende.
Was nun?
Wieder stand Arbeitslosigkeit an, aber PS hatte eine zukunftsträchtige Idee!

Umschulung
Infolge der Kontakte der PRODACON GmbH zu Planungs- und Ingenieurbüros für Haustechnik (Heizung / Lüftung / Sanitär) ergab sich daraus die resultierende Erkenntnis, daß es in dieser Branche große Kapazitätsdefizite gab. Das wiederum brachte PS und seinen Freund, den Geschäftsführer der PRODACON GmbH dazu in Zukunft auf diesem Gebiet tätig zu sein. Treu dem Glauben nach, daß es eigentlich egal sein müßte, ob Strom oder Wasser durch Leitungen fließt!
Eine entsprechende Umschulung zum "Ingenieur für Versorgungstechnik" bot damals die "ICP - Industrie- Consult und Planungsgesellschaft mbH" an. Allerdings gestaltete sich die Kostenübernahme von weit über 30.000DM durch das Arbeitsamt als recht schwierig, da dort vom Grundsatz ausgegangen wurde Umschulungen für branchenfremde Ingenieure nicht zu ermöglichen. Erst eine Intervention mit Hilfe persönlicher Beziehungen - die Ehefrau des PRODACON-Geschäftsführers war bereits im Arbeitsamt angestellt - konnte dann doch noch die Finanzierung der Umschulung durch das Arbeitsamt erreicht werden. Besonders günstig wirkte sich dabei aus, daß für die Zeit der Umschulung anstelle des befristeten Arbeitslosengeldes ein so genanntes "Unterhaltsgeld" in etwa gleicher Höhe vom Arbeitsamt gezahlt wurde.
Die Umschulung begann am 07.09.1992 und sollte bis zum 24.12.1993 gehen, wobei darin ein 3-monatiges Praktikum in einem selbst zu wählenden Ingenieurbüro eingeschlossen war.
Es wurde ein umfangreiches Schulungsprogramm durchgezogen - ergänzend zum eigentlichen Fach "Versorgungstechnik" (HLS) kamen noch hinzu: EDV- und CAD-Grundlagen, Rechtsfragen und Projektbearbeitung, technisches Englisch u.v.a.m. Diese Schulungsmaßnahme hat sehr viel Freude bereitet, hatte man doch nun einen viel fundierteren Blick auf alles, was mit der Gebäudetechnik zusammenhängt und auch wie Ingenieurbüros arbeiten.
Im Zusammenhang mit den neuen Möglichkeiten der PC-Technik insbesondere mit "Windows" und "EXCEL" hatte PS die Idee für die Wärmebedarfsberechnung in der Heizungstechnik anstelle der teuren Branchenprogramme, die meißt noch unter DOS liefen, eine Variante in "EXCEL" unter "Windows" zu programmieren ->
EXCEL-VBA.

Praktikum
Ein Praktikum konnte PS beim Ingenieurbüro Gleditzsch im Innovationspark Wuhlheide machen, d.h. nicht weit entfernt von seinem Wohnort. Dort stand gerade eine überproportionale Auftragslage bei der Sanierung von Altbauobjekten der Friedrichshainer Wohnungsgesellschaft (WBF) an. In Zusammenarbeit mit den bauleitenden Architekten wurden Planung, Ausschreibung der Bauleistungen, Angebotsprüfung und Auftragsempfehlung mit anschließender Bauüberwachung, sowie Leistungsabrechnung der Haustechnik-Gewerke im Auftrage des Bauherrn durchgeführt.
Die Arbeit war für PS so interessant und im Ergebnis für das Ingenieurbüro so überzeugend, daß einer anschließenden Einstellung als fester Mitarbeiter ab Januar 1994 nichts mehr im Wege stand.

Ingenieurbüro Gleditzsch
Ab Januar 1994 hatte PS endlich wieder geregelte Arbeitseinkünfte und war nicht mehr vom Wohlwollen des Arbeitsamtes abhängig. Die Entlohnung war zwar höher als bei PRODACON, aber dennoch recht wenig im Vergleich zu anderen aus der Umschulungsgruppe. Beim Einstellungsgespäch hatte PS aus persönlichen Gründen nicht auf einem hohen Anfangsgehalt bestanden, weil dadurch vielleicht die Chancen der Einstellung geringer geworden wären. Auch auf ein in der BRD übliches 13. Monatsgehalt ("Weihnachtsentgeld") wurde zum Ende des Jahres verzichtet, aber dafür gern eine Sachprämie in Form eines modernen PC mit Windows und großem Bildschirm entgegengenommen.
Endlich konnte sich PS nun auch zu Hause autodidaktisch mit der neuen Computertechnik auseinandersetzen, sich seinen Ideen und kleinen Software-Projekten widmen. Als erstes wurde ein kleines EXCEL-VBA-Programm entwickelt, mit dem die arbeitsintensive Leistungsabrechnung mittels einer undokumentierten Schnittstelle aus dem SSS-Branchenprogramm wesentlich erleichtert und damit viel Zeit eingespart wurde. Weitere kleine und auch größere Software-Projekte folgten ->
EXCEL-VBA.
1996 wurde vom Berliner Senat die Förderung der Altbausanierung eingestellt - wahrscheinlich, weil Berlin mal wieder durch die anstehende Bankenkrise kein Geld hatte. Mit sofortiger Wirkung wurden deshalb die bereits "angedachten" Sanierungsprojekte der WBF auf Eis gelegt, mit der Folge, daß die bereits angekündigeten Planungsaufträge nicht mehr ausgereicht wurden. Das Ingenieurbüro Gleditzsch musste umgehend nun überflüssiges Personal abbauen, was auch PS betraf.
Nun also wieder arbeitslos? - Nein! -

Ingenieurbüro Fürstenau & Partner
Während PS beim IB Gleditzsch eine Arbeit fand, konnte sein Freund beim IB Fürstenau & Partner eine gesicherte Stellung finden. Dort war man u.a. mit Projekten der Plattenbausanierung befasst, welches im Gegensatz zur Berliner Altbausanierung durch den Bund gefördert wurde - und das lief noch weiter. Durch Freundes Vermittlung konnte PS nun ein spezielles Vorhaben der Wohnungsgesellschaft Hellersdorf (WOGEHE) betreuen - das so genannte Programm "Mieter-Badmodernisierung". Den Mietern wurde die Möglichkeit gegeben durch eine 1-wöchige Baumaßnahme im bewohnten Zustand eine neues Bad nach West-Standard zu bekommen. Die Baukosten wurden dabei über 11 Jahre mit einer vergleichsweise geringen Mieterhöhung umgelegt.
Obwohl der Arbeitsort - die so genannte "Badausstellung" der WOGEHE - ganz in der Nähe eigentlich zu Fuß erreichbar gewesen wäre, mußte doch das Auto mit auf Arbeit genommen werden, weil Vor-Ort-Termine bei den Mietern sonst zeitlich nicht möglich gewesen.
Eine besonders interessante Aufgabe war eine EXCEL-Lösung zur Darstellung bereits abgearbeiteter Bauvorhaben auf einer Computer-Karte ->
EXCEL-VBA. Nach Auslaufen des Badmodernisierungs-Programms stand PS wieder auf der Straße ... und erst nach monatelangen vergeblichen Versuchen eine neue Arbeitsstelle zu bekommen, war es dann im Sommer 1997 so weit ...

Teamplan
Das überregional tätige Ingenieurbüro "Teamplan Ingenieure" mit mehreren Niederlassungen in den so genannten "Neuen Bundesländern" suchte für zwei Stadtvillen in Dresden einen Haustechnik-Planer mit Erfahrungen in der Altbausanierung. Die Arbeitsbedingungen waren zwar alles andere als optimal und durch die nur verlangte "Funktionale Ausschreibung" war auch der Zeitfond sehr begrenzt. Hinzukam, dass es ständig Probleme mit dem dort vorhandenen CAD-Programm - AutoCAD gab, wovon PS im Gegensatz zu TurboCAD nun keinerlei Ahnung hatte. Außerdem waren die zunächst zur Verfügung gestellten Berechnungs-Programme für Wärmebedarf, Rohrnetzberechnung etc. genauso antiquiert waren, wie seinerzeit bei der Umschulung. Teamplan beschaffte dann ein neuzeitliches Windows-Programm namens "Solar", was aber - wie sich erst später herausstellte - in der Bedienung viel zu zeitaufwändig war und dann auch nicht das Ergebnis raus kam, was für den ausführenden Installateur hilfreich gewesen wäre. Die gewünschten Unterlagen für Heizung und Sanitär (Strangschema uns Materiallisten) mußten händisch - zwar mit CAD-Unterstüzung, aber dennoch sehr zeitaufwändig mit allen Bezeichnungen und Einträgen erstellt werden.
Hier kam PS nun die Idee - ähnlich wie seinerzeit beim SSS-Programm im IB Gleditzsch - über eine nicht dokumentierte Schnittstelle von "Solar" ein Programm zu erstellen, was die automatische Generierung von Strangschemen ermöglichen sollte.
Obwohl die Datei-Struktur der Ausgabe-Datein von "Solar" erfolgreich untersucht wurde, konnte damals das Vorhaben mangels ausreichender Kenntnisse in der AutoCAD™-Programmierung nicht weitergeführt werden. Außerdem stellte sich noch heraus, dass es mit dem im Büro vorhandenen AcadLT nicht möglich war, da dieses kein VBA unterstützt. Im "Solar"-Programmpaket war zunächst kein Modul für "Abwasser" dabei. Das nun wiederum nahm PS zum Anlaß, sich mal mit einem eigenen Berechnungsprogramm zu befassen ->
EXCEL-VBA, wobei diesmal nicht EXCEL die Grundlage sein sollte, sondern das Datenbankprogramm "ACCESS". Wie beschrieben, wäre damit auch ein Stand-Alone-Programm möglich gewesen ...
Die Arbeiten wurden jedoch nicht zu Ende geführt, weil eine völlig neue Arbeitsaufgabe anstand:
PS wurde als "Sachgebiets-Verantwortlicher" für das Gewerk Elektro an die Bauabteilung der TU Berlin "ausgeliehen". Der dort hauptamtlich Tätige war schon wochenlang krank, die Chancen seiner Genesung waren verschwindent klein und die unerledigten Akten stapelten sich in hohen Bergen auf dessen Schreibtisch. Obwohl keinerlei Erfahrungen auf diesem Gebiet vorlagen - es handelte sich schließlich um Starkstromtechnik - konnten die Bedenken zerstreut werden und schließlich machte die neue Aufgabe durch die Vielseitigkeit und die hilfsbereiten neuen Kollegen große Freude, konnte man doch sehr viel dazu lernen ...
Nach reichlich einem Jahr war dann auch diese Aufgabe beendet, weil die Stelle durch einen internen Mitarbeiter besetzt werden sollte, der schon seit geraumer Zeit ohne Aufgabe mit einer so genannten "KW-Stelle" (kann weg) bezahlt wurde. Obwohl sich auch PS auf diese Stelle beworben hatte, wurde dann doch die "interne" Lösung bevorzugt. Als Ergebnis dieser Zeit wurde ein Memo zur Gewerkeübergreifende Gebäudeautomation verfasst und der dortigen Bauleitung übergeben. Ob davon jemals etwas umgesetzt wurde - es gibt keinerlei Infos dazu ...
Bei Teamplan war alles für die Rückkehr organisiert - PS sollte dann für ein größeres Neubauvorhaben der TU Ilmenau zur Verfügung stehen. Leider wurde gerade zu diesem Zeitpunkt im Land Thüringen eine Haushaltssperre verhängt, so daß kein Auftrag an Teamplan ausgereicht wurde. Da die sonstige Auftragslage für das Büro auch alles andere als gut war, stand PS mal wieder ohne Arbeit da. -
Was nun? -
PS wollte unbedingt bei Teamplan bleiben, um weiterhin den Kontakt mit dem Büro und seinen netten Kollegen behalten zu können. Mit seinem Vorschlag einer "geringfügigen Beschäftigung" für ein paar Stunden in der Woche gelang ihm das auch - allerdings mit der Ende-Bedingung, falls sich von einem anderen Arbeitgeber eine Festanstellung ergeben sollte. Bei Teamplan gab es immer mal wieder kleinere Aufgaben zu erledigen und außerdem wollte PS unbedingt wieder dabei sein, wenn die Haushaltssperre in Thüringen aufgehoben wird.
Zu den "kleinen Aufgaben" gehörte u.a. auch die Reparatur eines großen 22-Zoll-Computermonitors von HP, der dringend für die CAD-Arbeit im Büro von der Zeichnerin mit AutoCAD gebraucht wurde. Trotz seiner Elektronik-Kenntnisse war PS doch sehr überrascht von dem riesigen Schaltungsaufwand, der von HP bei der großen Farbbildröhre für ein gestochen scharfes Bild mit einer Auflösung von >2000x1500 Pixel realisiert wurde. Dank einer kostenpflichtiger Beschaffung entsprechender Schaltungsunterlagen vom "Schaltungsdienst Lange" in Berlin gelang die Reparatur dann auch.
Im Jahre 2004 änderte sich dann die Situation.

Solarstocc
Der Freund, der PS seinerzeit zum Ing.-Büro "F&P" geholt hatte, war zu der Zeit dort nicht mehr tätig und hatte sich der neuen aufstrebenden Branche "Solarindustrie", speziell Photovoltaik verschrieben. Eine junge Firma aus dem süddeutschen Raum namens "Solarstocc" suchte für die Projektbearbeitung von Photovoltaik-Anlagen geeignetes Personal für die Niederlassung in Berlin. Obwohl es der ursprünglichen Qualifizierung als Dipl.-Ing. für Nachrichtentechnik und Elektronik viel näher lag, galt es doch viel dazu zu lernen. Als gelernter Autodidakt und durch Teilnahme an vielfältigen Schulungen für den Vertrieb und für Installateure solcher Anlagen hatte sich PS innerhalb kurzer Zeit die erforderlichen Kenntnisse angeeignen können.
Die wesentlichen Aufgaben bestanden in der Ermittlung der optimalen Dachflächenbelegung mit PV-Modulen (CAD-gestützt), der daraus resultierenden Ertragsberechnung und die Wechselrichterauslegung, sowie die Erstellung der so genannten "Anschaltpläne" für den Installateur (ebenfalls CAD-gestützt). Als Eingangsdaten dienten die Angaben der Außendienst-Mitarbeiter, die den Kontakt mit den Kunden hatten. Problematisch war aber, daß jeder Außendienst-Mitarbeiter das anders handhabte. Als eine der ersten Maßnahmen zur Effektivierung der Projektierungsarbeiten wurden vereinheitlichte Projektblätter eingeführt:
Projektblatt,
Projektbeiblatt.
In einer Weiterentwicklung sollten die Daten auf den Projektblättern papierlos direkt auf dem Firmenserver gespeichert werden, woraus dann die weitere Bearbeitung bis hin zur Komponenten-Zusammenstellung auf dem Lieferschein angedacht war.

Zwischenzeitlich ergaben sich aber auch andere Aufgabenstellungen.
So gab es im Angebotsumfang von Solarstocc als Zubehör auch eine Großsichtanzeige auf der Basis von sehr großen 7-Segment-LED-Anzeigen. Diese waren vom Hersteller leider nicht mehr lieferbar, so dass der Hersteller der Großsichtanzeigen die Produktion einstellte. Jedoch wurden diese von Kunden immer mal wieder verlangt. Außerdem waren die LED-Anzeigen bei hellem Tageslicht kaum lesbar. PS machte den Vorschlag zu einer Neuentwicklung auf Basis von entsprechend großen LCD-Anzeigen, die auch bei hellstem Tageslicht sehr gut ablesbar sind:
Grossdisplay
Neuentwicklung und Serienproduktion wurden an Elektronik-Dienstleister vergeben und die Pilotserie war innerhalb kurzer Zeit verkauft.
Während die Datenverarbeitung für die alten Displays noch auf dem Prinzip der Impulsübertragung vom Stromzähler arbeitete, war für die Neuentwicklung der "Monster-Displays" mit bis zu 300mm großen LCD-Anzeigen und auch für ein Tischgerät der direkte Datentransfer über die vorhandene Schnittstelle der Wechselrichtern geplant. Grundlage dazu war die Analyse des Datenstroms auf der RS485-seriellen Kommunikation der Wechselrichter. Leider konnte das Vorhaben nicht mehr umgesetzt werden.
Es gab aber auch noch ganz andere F&E-Aufgaben, die hier besonders erwähnenswert sind.
So sollte z.B. untersucht werden, welche Möglichkeiten es geben könnte, die negative Abhängigkeit des Wirkungsgrades von PV-Modulen insbesondere bei hochsommerlichen Temperaturen zu vermindern. Dazu wurde ein fahrbares Testgestell für 2 Module gebaut, welches diese durch ein geöffnetes Fenster auf der Südseite des Büros (Seminarraum für Schulungen) ins Freie schieben ließ:

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An verschiedenen Testmodulen wurden umfangreiche Messungen in verschiedenen Anstellwinkeln:
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und auch an Modul-Modifikationen durchgeführt, die vom Prinzip her ergaben, daß z.B. mit einer zusätzlichen Kühlung eine erhebliche Verbesserung der Ertrages in der heißen Jahreszeit erzielt werden kann. In der praktischen Ausführung sollten dünne Alu-Lamellen bei der Modulherstellung senkrecht auf der Rückseite mit einlaminiert werden. Da eine Kosten-Nutzenrechnung ausblieb, wurde auch dieses Vorhaben nicht mehr umgesetzt.
Das Testgestell wurde auch noch zum Zwecke der Qualitätskontrolle - Leistungsermittlung von Testmodulen eingesetzt. Wie im Bild zu erkennen, bestand das Testgestell aus einer Bodenplatte und einer im Abstand von etwa 1m darüberliegenden Deckplatte. An dieser Deckplatte wurden an der Unterseite 3x 7 Stück Bauscheinwerfer montiert - jeder mit einem 500W-Halogenstab:
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d.h. insgesamt ist eine Lampenleistung von >10kW installiert worden. Wie erste Versuche ergaben, konnte damit recht gut eine sommerliche "Sonneneinstrahlung" an einem auf der Bodenplatte liegenden PV-Modul simuliert werden. Für Messungen im Schwachlichtbereich sollte auch noch ein entsprechend leistungsfähiger Regeltrafo beschafft werden, aber auch dazu kam es dann nicht mehr.

CentroSolar
2007 war wieder so ein Jahr, in dem sich vieles veränderte. Solarstocc wurde an die CentroSolar AG verkauft, weil den geschäftsführenden Gesellschaftern von Solarstocc "ein Angebot gemacht wurde, was man nicht ablehnen konnte". Die CentroSolar AG wollte zu den ganz großen Anbietern von Solartechnik werden und deshalb hat man die verschiedensten Firmen in Deutschland zusammengekauft. Außer Solarstocc gehörte u.a. auch Biohaus in Paderborn und der Modulhersteller Solara in Wismar dazu. In einem großem Meeting im Frühjahr 2007 in Durach - dem Hauptsitz der Solarstocc - wurde das Personal der verschiedenen Tochter-Gesellschaften der CentroSolar AG miteinander bekannt gemacht und vom Vorstand zukunftsweisende Visionen in den schillerndsten Farben ausgemalt.
In diesen Zeitraum fällt auch die Idee eines völlig neuartigen PV-Moduls, welches auf der Grundlage von Thermoelementen basieren sollte, die gerade neu von der Fa. Micropelt entwickelt worden waren. Dabei wurden Methoden der Halbleitertechnologie eingesetzt, so daß mit sehr niedrigen Kosten in der Massenproduktion gerechnet werden konnte. Nach ersten Versuchen mit Muster-Chips in einer Versuchsanordnung:

sollten in einem Kooperationsvertrag mit der Fa. Micropelt die weiteren Arbeiten vereinbart werden. Dazu ist es dann nicht mehr gekommen, obwohl bereits ein Patentantrag vorlag. Überhaupt waren die Jahre 2006/2007 durch überaus vielfältige innovative Vorhaben gekennzeichnet, was zusammenfassend im damaligen F&E-Plan veranschaulicht ist:
Übersicht FE-Vorhaben 2007.
Auch zur zukünftigen Struktur hatten wir uns in Berlin grundlegende Gedanken gemacht:
CentroSolar-Struktur (FuE-Berlin).
In der allgemeinen Euphorie wurden große Hoffnungen in die Realisierung von Vorhaben gesetzt, die bereits seit 2006 bearbeitet wurden - noch vor der Solarstocc-Übernahme durch die CentroSolar AG, wie z.B. die "Intelligente PV-Zelle", der "Modulare multifunktionale Wechselrichter" und spezielle PV-Tracker-Anlagen:

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Besonders zu Letzterem waren schon Konsultationen mit der damals noch existierenden Firma RESUN im thüringischem Saalfeld erfolgt - zunächst mit dem Ziel einer Kooperation und dann späterer Übernahme der Firma. Aßerdem lagen schon dazu zahlreiche Patentanträge vor.
Doch dann kam der 19.12.2007.
Der Vorstand der CentroSolar AG verkündete die Schließung des Standorts Berlin - nachdem bereits die ehemaligen Solarstocc-Eigentümer unter fadenscheinigen Gründen aus dem gemeinsamen Vorstandsgemium entfernt wurden. Die Ansage war etwa so:
"Es ist viel einfacher die in Wismar produzierten PV-Module auf LKWs zu laden und nach Spanien zu karren, als sich mit kostenträchtigen PV-Projekten zu beschäftigen." Damit würde dann auch der Bereich F&E nicht mehr gebraucht. Dass gerade dem Projektgeschäft die Solarstocc ihren Erfolg verdankte, hatten die "Finanzexperten" der CentroSolar AG offensichtlich nie verstanden. Trotz fundierter Einwände der Berliner Belegschaft wurde die Niederlassung Berlin zum 30.06.2008 geschlossen. Und wieder stand PS auf der Straße ...
und die CentroSolar war kurze Zeit später pleite!

Inventux
Schon seit Anfang 2008 konnten wir von den Büros der noch existierenden Centrosolar-NL Berlin aus beobachten, wie auf der anderen Straßenseite in einem supermodernen Industriekomplexes, der ursprünglich für die Herstellung neuer S-Bahnzüge gebaut worden war, nun aber offensichtlich für etwas anderes vorgesehen wurde. Riesige Gasbehälter mit der Aufschrift "H2" und "Silan" wurden auf den Hofflächen aufgestellt und allerlei Rohrleitungen mit Armaturen führten ins Innere der Industriehallen. Der Firmenbezeichnung "Inventux" war solange nichts zu entnehmen, bis deren Webseite online gestellt wurde:
Hersteller von PV-Modulen in Dünnschicht-Technologie - welch ein angenehmer Zufall!
Sicherlich können die ein eingespieltes Team für die Projektarbeit von Photovoltaikanlagen mit Dünnschichtmodulen gebrauchen - so jedenfalls die Idee von PS. Ein erstes Gespräch verlief wider Erwarten erfolglos, weil der Vertreter der Geschäftsleitung der Meinung war, daß man keine Projektarbeit nötig habe, weil bereits die gesamte Produktion, die noch nicht mal ansatzweise physisch vorhanden gewesen ist, schon verkauft sei.
Diese Meinung änderte sich nach der Branchenmesse "Intersolar 2008". Dort stellte sich heraus, daß die angeblichen Verkäufe nur auf Absichtserklärungen basierten, die dann doch nicht in Verträge umgesetzt wurden. Man erinnerte sich an uns - allerdings waren von der Berliner Belegschaft der ehemaligen Centrosolar-NL nur noch wenige übrig geblieben. Als erster wurde eine junger Kollege eingestellt, der fast zuletzt das Berliner Team verstärkte, aber nun für weniger Geld einen Job bekam. Es stellte sich schnell heraus, daß mit dessen geringer Erfahrung keine umfassende Projektarbeit geleistet werden konnte. Ein paar Monate später bekam dann auch PS bei "Inventux" den Job eines "Projektingenieurs". Wieder zeichnete sich der Erfolg dieser Strategie ab, denn laufend wurden neue Leute eingestellt - nicht nur für die Projektarbeit, auch Marketing und Qualitätsmanagement wurden etabliert. Da für die Projektarbeit einschlägige CAD-Kenntnisse von entscheidender Bedeutung waren, diese aber nicht in jedem Fall vorlagen, wurde PS mit einer innerbetrieblichen Schulung beauftragt:
Einführungs-Schulung TurboCAD
Um Lohngelder zu sparen, wurden oftmals auch sehr junge Praktikanten frisch von einer Uni beschäftigt, die für kurze Zeit - in der Regel nur wenige Monate - für sehr wenig oder gar kein Geld meist hervorragende Arbeit leisteten mit der Motivation einer späteren Festanstellung. Diese fand aber nie statt, sondern es wurden immer wieder neue Praktikanten eingestellt.
Mit einem dieser Praktikanten hatte PS vor, ein eigenes PV-Berechnungs- und Auslegeprogramm zu entwickeln, weil mit dem herkömmlichen "PVSol" und den herstellerspezifischen Wechselrichter-Auslegeprogrammen immer häufiger Differenzen zu den praktisch erzielbaren Ertrags-Ergebnissen auftraten:
Download Alternative Ertragsberechnung.zip.
Allerdings traten auch immer häufiger Qualitätsprobleme bei den Modulen auf und vor allem konnte man mit den vergleichweise geringen Herstellungskapazitäten im Wettbewerb mit den chinesischen Konkurrenten auf die Dauer nicht bestehen. Um mithelfen zu können, dieses Desaster möglichst zu vermeiden, hatte PS sich beim Technik-Vorstand als Assistent beworben. Wie schlimm es allerdings schon um das Unternehmen stand, war dann mit der Ablehnung dieses Ansinnens klar, worauf eine fristgerechte Entlassung folgte, mit der Begründung eines nicht mehr vorhandenen Vertrauens in die Firmenpolitik.
Wenige Wochen später war dann auch Inventux pleite.

NATUR e Solar AG
Auch diesmal wieder spielte der Zufall eine große Rolle. Im Gespräch mit einem der potentiellen Inventux-Kunden stellte sich heraus, daß dort gerade händeringend ein Projektingenieur für große Photovoltaikanlagen gebraucht wurde. Die Firma "NATUR e Solar AG" war ein Errichter von hocheffektiven Solaranlagen, d.h. speziell so genannte Tracker- oder Nachführanlagen. Für eine angedachte PV-Anlage südlich von Rostock mit 8-MWp sollten die entsprechenden Pläne ausgearbeitet werden. Zur Veranschaulichung solcher Mammut-Anlagen wurde ein Vorzeigeprojekt in der Nähe von Grimma gezeigt. Das Rostock-Projekt zog sich hin, weil quer über das Feld, wo die Tracker-Anlagen aufgestellt werden sollten, eine Hochspannungsleitung verlief. Diese hätte erst unter die Erde gebracht werden müssen, bevor dort die Trackeranlagen aufgestellt werden konnten.
Mit einem der Geschäftsführer verstand sich PS recht gut und so kamen dann auch die Perspektiven der Firma zur Sprache. Demnach sollte ein richtiger, eigener Firmensitz mit Büroräumen, diversen Werkstätten und Lagerräumen gefunden werden - bisher gab es nur eingemietete Büroräume im besonders teuren Innenstadtbereich. In unmittelbarer Nähe des ehemaligen PS-Wirkungsbereiches im Gewerbegebiet Berlin-Marzahn stand hingegen schon lange ein vielleicht geeignetes Objekt leer. Es sollte ein Besichtigungstermin vereinbart und die Konditionen erfragt werden. Zwischenzeitlich war aber wieder ein anderes Projekt aktuell, so daß PS sich intensiv damit beschäftigen mußte. Für eine aus vielen Stallanlagen bestehende Geflügelfarm - ehemals LPG und nun privatisiert - sollten die maroden Dächer mit PV belegt werden, um mit den Gewinnen aus der Einspeisevergütung (damals noch ~35 Cent/kWh) die Dachsanierung finanzieren zur können. Die Idee an sich war auch gar nicht so abwegig, wenn denn die Realisierung auch so möglich gewesen wäre. Die gesamten Dachflächen waren so groß, daß in Summe eine PV-Leistung von über 1MW hätte installiert hätte werden können. Für eine solche Einspeiseleistung ist der Netzanschluß an die Mittelspannung 10kV notwendig. Der örtliche Netzbetreiber war davon gar nicht begeistert, weil schon viel zu viel Einspeiseleistung am Netz hing, aber andererseits keine großen Verbraucher vorhanden waren.
Der Hinweis die überschüssige Energie doch meistbietend an der Leipziger Strombörse zu verkaufen, wurde dahingehend kommentiert, daß man dort "noch Geld mitbrigen müsse" ... Nun geschah etwas völlig Unverantwortliches! - Obwohl die Randbedingungen noch gar nicht geklärt waren und offensichtlich die Zwischenfinanzierung durch die Firma auch noch völlig offen war, wurde durch die Geschäftsleitung der Abriß der Altdächer angeordnet - was dann auch geschah, nachdem der Geflügelzüchter seine Hühner "ausgestallt" hatte. Nun hätte auch umgehend Material für die neuen Dächer bereitstellt werden müssen, damit durch die bestellten Arbeitskolonnen die offenen Dächer in Windeseile wieder geschlossen werden konnten und diese wieder dicht sind. Das geschah aber nicht, die Dächer blieben offen und der Geflügelzüchter konnte keine neue Geflügelgeneration in seine Ställe einziehen lassen, was einen riesen Verlust für ihn bedeutete. Seitens der Firma wurden auch keine PV-Module, Wechselrichter und sonstiges material für die PV-Anlage geordert, so daß bei eventuell etwas später vorhandener Dachfläche auch keine PV-Anlage hatte installiert werden können. Es war ein ausgemachtes Desaster für den Geflügelzüchter!
An einem der nächsten Montagmorgen im Büro passierte dann etwas Eigenartiges. Obwohl alle Mitarbeiter mit firmeneigenen Handys Marke "Black Berry" ausgerüstet waren - um immer erreichbar zu sein - konnte PS niemanden auf der Baustelle erreichen. Überhaupt - das Handy funktionierte auf einmal nicht mehr! - Dann kam noch jemand von der Immobilienverwaltung des Gebäudes, in dem sich die Büros der Firma befanden und wollte dringend einen der Geschäftsführer sprechen. Diese waren aber unauffindbar, weil ja die Handys nicht mehr funktionierten - so jedenfalls die Vermutung. Als dann am nächsten Tag die Firmen-Büros durch die Immobilienverwaltung verschlossen waren, war klar, daß hier etwas mit der Firma nicht stimmte. Vom Festnetz zu Hause aus hatte PS dann auf dem Firmen-AB eine Nachricht hinterlassen, wenn die Arbeitsmöglichkeiten wieder gegeben seien, würde er gern wieder am Arbeitsplatz erscheinen. Irgendeine Reaktion des Arbeitgebers erfolgte nicht.
Als nächstes wurde dann die am Monatsende fällige Gehaltszahlung nicht mehr überwiesen. Das war dann der Anlaß zusammmen mit anderen Kollegen beim Arbeitsgericht Klage auf Insolvenz einzureichen, damit wenigstens die nächsten drei Monate über das Arbeitsamt mit dem so genannten "Konkurs-Ausfallgeld" der Lebensunterhalt gesichert werden konnte. Das Konkurs-Verfahren wurde dann aber nicht auf Betreiben einiger Mitglieder der Belegschaft eingeleitet, sondern auf massiven Druck hin durch die Krankenkassen und Rentenversicherung, weil der Arbeitgeberanteil Sozialleistungen offenbar auch nicht gezahlt wurde.
Das Konkursverfahren verlief im Sande, die Geschäftsführer blieben verschwunden und irgendwelche Lohnleistungen, Abfindungen, die ggf. noch aus der Konkursmasse hätten bestritten werden können, blieben aus. So, wie die Mitteilung des Liquidators, eines vom Konkursgericht bestellten Rechtsanwaltes lautete, waren die Vermögenswerte der Firma nicht mal ausreichend, dessen Honorarkosten zu decken.
Mit dem Konkursausfallgeld und dem anschließend zwei Jahre lang gezahlten Arbeitslosengeld konnte PS fast die Zeit bis zum Eintritt in das gesetzliche Rentenalter überbrücken. Auf vorzeitigen Eintritt mit Abschlägen in der Rentenhöhe wurde verzichtet.
Etwas Gutes hatte diese Zeit dennoch. Es konnten die persönlichen Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Photovoltaik in einem Leitfaden zusammengestellt werden:
Einheitliches Planungskonzept für PV-Anlagen.

Abspann der Beruftstätigkeit
Eigentlich war PS noch voller Tatendrang und nun sollte auf einmal alles vorbei sein? - Zu tun gab es zwar immer noch reichlich - vor allem im privaten Bereich. Haus und Hof verlangten nach wie vor immer wieder vollen Einsatz -> "Ein ganzes Leben lang".
Durch die jahrelange Beschäftigung mit dem Thema "Regenerative Energieversorgung", d.h. die nachhaltige Umstellung darauf und damit weg von den fossilen Energieträgern, ließ PS einfach nicht los. In einem Vortrag des "Vereins der Ingenieure und Wissenschaftler Berlin-Brandenburg" (VBIW) wurde 2012 von einem Professor aus Wildau Interessantes zu Algen und deren Möglichkeiten u.a. zur Energieerzeugung vorgetragen. In diesem Zusammenhang wurde auch zu einer Exkursion eingeladen, bei der man eine Pilotanlage in Senftenberg besichtigen konnte. Die Eindrücke waren so überwältigend, daß daraus gleich ein Artikel für bekannte Algen-Foren entstanden:
"Energie aus Algen"
Gemeinsam mit zwei ehemaligen Kollegen aus den Zeiten von CentroSolar/Inventux wurde sogar schon am Entwurf eines Bussinessplans für eine "Bio-Algentechnik GmbH" gearbeitet, aber als es dann um die Finanzierung eines solchen Vorhabens ging und von niemandem ein Gründerdarlehen zu erwarten war, wurde die Idee dann erstmal auf Eis gelegt.
Zwei Jahre später wurde nochmal ein Anlauf genommen und in einem eigenen Vortrag im "Industriesalon Schöneweide" die Notwendigkeit zu Reaktionen auf den Klimawandel, sowie u.a. die Möglichkeiten der Algentechnologie im Zusammenhang mit einer CO2-Kreislaufwirtschaft erörtert. Leider fand auch das keinen Anklang - die Zeit war wahrscheinlich noch nicht reif dazu und vor allem waren die Mineralölpreise immer noch viel zu niedrig.
In diese Zeit fällt auch die Anschaffung eines "Elektrabi", d.h. eines roten Trabant-Kübel mit Elektroantrieb - siehe dazu:
"Meine Elektrabi-Story".

Heutzutage wird nun grundsätzlich auf Elektromobilität gesetzt, was sicherlich auch nicht die einzig richtige Konsequenz ist weg von der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, weil man sich damit wieder in andere Abhängigkeiten begibt ... eine CO2-Kreislaufwirtschaft wäre dafür m.E. der viel bessere Weg!



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